„Tröstet mein Volk!“, so lautet die erste Arie in Händels Messiah, aus der alttestamentarischen Verheißung des Propheten Jesaja, die üblicherweise zu den adventlichen Texten gehören, die wir in dieser Jahreszeit hören. Gleich danach folgt die Verheißung, dass jedes Tal erhöht werde, um dem Herrn die Wege zu bereiten. Bis zur Erfüllung dieser Verheißung mag es lange Zeit gedauert haben; aber die Sehnsucht danach spricht aus jedem Stück dieser himmlischen Musik. Die meisten von uns kennen den Halleluja-Chor vom Ende des Oratoriums. Wir können uns daran immer wieder erfreuen; aber richtig aufleben lässt uns das Stück erst, wenn wir die ganze Geschichte „durchlebt“ haben. Es ist wie eine Befreiung, ein Jubel in der Gewissheit, ja der Erfahrung, dass das Heil nach allem da ist!

Solche Musik scheint die Vorhänge zur ewigen Glückseligkeit ein wenig beiseite zu schieben, so hat es ein naher Verwandter von mir einmal gesagt. Wenn Sie das auch erleben möchten, empfehle ich Ihnen die wunderbare Aufnahme mit dem „Tabernacle Choir“ aus Salt Lake City auf YouTube unter www.youtube.com/watch?v=7hhcURZVx5k, die mir ein Frankfurter Kunstliebhaber heute zugeschickt hat.

Und auch wenn Sie vielleicht kein ausgesprochener Fan von Georg Friedrich Händel sind, empfehle ich Ihnen: Nehmen Sie sich in dieser Zeit ein besonderes Musikstück, das Ihnen etwas bedeutet, und hören Sie sich es bewusst an! Nehmen Sie sich bewusst die Zeit dafür, denn wir sind in einer Zeit des Wartens. Und solange die Welt uns keine Befreiung von unseren Sorgen – vielleicht auch weniger Ablenkung als sonst im normalen Alltag – beschert, haben wir vielleicht die Chance, tiefer zu horchen. Mit dem Hören beginnt – nicht nur die biblische – Heilsgeschichte. Auch unser eigenes Heil hängt davon ab, ob wir wirklich (zu)hören können – auf unsere Mitmenschen, die uns vielleicht jetzt fehlen, aber auch auf uns selbst, auf unser Inneres und eben vielleicht auch auf die Musik.

Die Täler erhöhen, das Krumme gerade machen – dafür brauchen wir nicht lange warten; es ist unsere Aufgabe hier und jetzt! Dann wird unsere Sehnsucht nicht ins Leere laufen, sondern Erfüllung finden. Wenn Ihnen dieser Glaube schwer fällt, hören Sie auf die Musik!

Ihnen und Ihren Familien eine gute Zeit des Wartens, ja erfüllter Erwartung!

Ihr Marcus Lübbering