Herbstzeit ist Trauerzeit. Während die Natur sich zurückzieht und sich aufs Schönste in eine Ruhephase hineinwandelt, die doch kein Sterben ist…; und während wir als Individuen eine Tendenz haben, uns verstärkt ins Innere zurückzuziehen, rüsten auch Gesellschaft, Kirchen und Politik zur Trauer: Allerseelen, Buß- und Bettag, Volkstrauertag, Totensonntag. Ob individuelles Reagieren auf Schuld- oder Verlusterlebnisse oder ob ritualisiertes kollektives Gedenken: Trauern ist stets funktional. Auf der Nahtstelle zwischen  Vergangenheits­bewältigung und Zukunftsgestaltung markiert die Trauer eine oft ungeliebte, manchmal sogar schamhaft versteckte, dann wieder ostentativ zur Schau gestellte Zwischenphase der Bewältigung des Nicht-Mehr und des Noch-Nicht. Das gilt für Begebenheiten im Alten Testament ebenso wie für Krisen im modernen (Berufs-)Alltag. Der Vortrag geht auf Spurensuche in der Bibel und im heutigen (Berufs-)Leben und beleuchtet anhand ausgewählter Beispiele, welche Produktivität Trauern freizusetzen vermag und so Zukunft allererst ermöglicht.

Dr. Eva Maria Höller-Cladders –

Beraterin für Sprache, Strategie und Kommunikation. Langjährige Führungsverantwortung in internationalen Konzernen (BMW, Deutsche Bahn, Bosch, Deutschland und USA). Redenschreiberin in Politik & Verwaltung. Philosophin, promovierte Anglistin.